Geschichte und Baubeschreibung der Pfarrkirche Hl.Pankratius


Die Pfarrkirche liegt in weithin sichtbarer Lage am Goldberg im Norden des Ortes.
Sie ist vom Friedhof umgeben der von einer ehemals wehrhaften Mauer,
die an drei Seiten von Gräben begleitet wird, abgeschlossen ist.

Die Anlage wird über eine Treppe im Osten erreicht. Die im Kern romanisch/gotische ehemalige
Wehrkirche mit vorgestelltem Westturm ist durch die Barockisierung von 1703 geprägt.

Die neuzeitliche, ehemals wehrhafte Friedhofsmauer ist aus Bruchsteinen sowie sekundär verwendeten
Quadern errichtet. Der Zugang erfolgt von Südosten über ein teilweise wiedererrichtetes Portal
(Reste des rustizierten Portales mit Prellsteinen, teilweise sekundär versetzte Teile
z. B. ehemaliger Bogenstein bez. 1673 seitlich eingemauert).

Im 13. Jahrhundert wurde Reisenberg Herrschaftsbenefiziat, ab der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts
Vikariat, urkundlich 1429 Pfarre, 1544 selbständiger, herrschaftlicher Lehenspfarrsprengel mit
Seibersdorf. Seit 1783 ist Reisenberg wieder selbständige Pfarre.

Der romanische Bau wurde vermutlich in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet.
Dieser wurde durch einen gotischen Westturm (wohl 14. Jahrhundert) und einen
spätgotischen Chor (wohl gegen Ende des 15./Anfang des 16. Jahrhunderts) erweitert.

Nach der Zerstörung durch die Türken wurde die Kirche 1683 — wohl notdürftig — wiederrichtet.
1703 erfolgte unter Julio Friedrich Grafen von Bucelleni der Um- bzw. Ausbau der Kirche in die
heutige Form. Langhaus, Chor und Turm wurden erhöht, die Sakristei angebaut, das Langhaus durch
die beiden halbrunden Exedren (Kapellen) erweitert, sowie der gesamte Bau neu eingewölbt.

1884 wurde die Kirche renoviert. Restaurierungen Außen: 1968 und 1993/94, sowie 2001 im Inneren.

Äußeres

Hohes, im Kern romanisches Langhaus (ursprünglich durch breite Pfeilerlisenen gegliedert, die an der
Westseite unter dem barocken Putz erhalten sind) mit halbkreisförmigen Exedren und spätgotischem
gleich hohem und gleich breitem Chor mit flachem Dreiseitschluß und Strebepfeilern unter Satteldach.

Orthogonale Putzgliederung, dazwischen Segmentbogenfenster in Ohrenlaibung
mit originalen Fenstergittern sowie Lunettenfenstern darüber.

Geohrtes Südportal mit Sprenggiebel, am Sturz bezeichnet 1703. Gotischer Westturm aus verputztem
Bruchsteinmauerwerk mit Schlitzfenstern.
Das barocke Glockengeschoß mit flachbogigen Schaufenstern in Ohrenlaibungen
(teilweise mit eingestellter Steinbalustrade) und Zwiebelheim aus dem Jahr 1703.

Im Norden zweigeschossiger Sakristeitrakt unter Halbwalmdach mit Steingewändefenstern mit
Steckgittern; im Obergeschoß ehemaliges Oratorium.

Inneres

Dreijochiger Längszentralraum mit Stichkappentonne. Das breitere quadratische Mitteljoch ist durch
halbkreisförmige Seitenkapellen mit Kalottengewölbe erweitert. Langhaus und Chor sind durch Pilaster
mit kräftig verkröpftem Gebälk darüber gegliedert und vereinheitlicht.

Im Westen befindet sich die mit einer Stichkappentonne unterwölbte Orgelempore
die von einer Silhouettebalustrade abgeschlossen wird.

Ein eingezogener, korbbogiger Triumphbogen leitet zum Chor über,
der von einer Stichkappentonne abgeschlossen wird.
Die Sakristei und der Verbindungsgang sind mit Stichkappentonnen geschlossen.

Der Turm ist im Erdgeschoß tonnengewölbt, im Bereich der Obergeschosse ist das romanische
Quadermauerwerk der ehemaligen Westwand des Langhauses (1. Hälfte 13. Jahrhundert)
sichtbar (Kreuzstein, Schachbrettfries, opus spicatum).

Der barocke Dachstuhl mit Herzverzierungen stammt aus dem Jahr 1703.


 ©opyright bei Erzdiözese Wien, Referat für kirchliche Kunst und Denkmalpflege
Text wurde durch Hrn. Mag. Peter Aichinger-Rosenberger im Jahr 2001 erstellt