Die Reisenberger Kirchenglocken - Abbau der Glocken

Text & Fotos: Rudolf Schlösinger

Am Mittwoch, dem 20. April 2016 wurden sie endgültig abgenommen.
Die Kirchenglocken aus Gussstahl sind nun Geschichte. Dabei hat es traurig begonnen.

Der Erste Weltkrieg dauerte schon einige Jahre. Dem Reich gingen die Ressourcen aus.
Somit folgte ein Aufruf die Kirchenglocken abzugeben
Für die abgegebenen Kirchenglocken liegt ein Dankschreiben vom Kriegsministerium im Pfarramt auf.

Nach dem Weltkrieg wurden zwei Gussstahl Glocken angeschafft.
Am 9. November 1920 wurde die erste (bis 2016 die Mittlere) Glocke aus Böhler Glockenstahl geweiht und installiert.
Die Glocke ist 184 kg schwer und der Heiligen Maria geweiht.
Schlagton „D“. Der Glockenpreis wurde mit 9.575 Kronen (ca. € 1.900,-) beziffert.
Als Glockenpatin fungierte Frau Hermine Bauer aus Reisenberg.


Bild: Die mittlere Glocke, der Heiligen Maria gewidmet

Am 27. Februar 1921 wurde eine neue (die Große) Glocke aus Böhler Glockenstahl geweiht und installiert.
Die Glocke ist 523 kg schwer und trägt den Namen Sophie Theresia.
Der Glockenpreis wurde mit 46.003,80 Kronen (ca. € 5.700,-) beziffert.
Als Glockenpatin fungierte Frau Baronin Sophie Schloissnig, geb. Cavriani. Ein Foto zeigt den Festzug mit Glockenpatin.


Bild: die große Glocke mit dem Namen Sophie Theresa


Bild: Glockenweihe mit Patin Baronin Sophie Schloissnig

Nach der Ermordung des ehemaligen Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß wurde in der Pfarrkirche eine weitere Glocke installiert.
Diese Buntmetall Glocke ist vorerst am Kirchenturm verblieben und wird uns am neuen Glockenstuhl mit ihrem Klang weiterhin erfreuen.


Bild: Dollfuß - Glocke

Eine ganz kleine Glocke (nur von Hand zu läuten) verbleibt ebenfalls am Turm.
Diese Glocke wurde 1937 aufgehängt und war vorher in einer Fabrik in Marienthal in Verwendung.
Die Glocke wurde in den Jahren um 1960 als „Zügenglocke“ (Zinnglöckerl) geläutet.
Seitdem die Reisenberger Glocken mit einem elektrischen Antrieb versehen wurden, ist diese Glocke nicht mehr in Verwendung.

Am 13. Mai werden drei neue Glocken für die Reisenberger Pfarrkirche von der Innsbrucker Glockengießerei Grassmayr
unter Anteilnahme einer Gruppe Reisenberger gegossen werden. Darüber berichten wir zu einem späteren Zeitpunkt.


Bild: die mittlere Glocke verlässt den Turm


Bild: die große Glocke wird aus dem Turm gehoben


Bild: die beiden „alten“ Gussstahlglocken vor dem Abtransport


Verabschiedung unserer Glocken

Text: Anna Schlösinger

Seit November 1920 läutet in unserer Kirche eine Glocke die der heiligen Maria geweiht ist.
Im Februar 1921 ist dann eine große Glocke mit Namen Sophie Theresia dazugekommen.

Heute ist der Tag wo wir uns von diesen beiden Glocken verabschieden werden.

Sie haben uns unser ganzes Leben, ja unseren ganzen Lebenskreis hindurch begleitet.

Beginnend mit der Taufe, über die Erstkommunion, die Firmung, die Hochzeit und für viele,
die uns vorausgegangen sind, bis zu Ihrer letzten Stunde.

Sie haben uns mit ihrem Klang bei unseren Festen erfreut:
Zu Ostern, zu Weihnachten, den ganzen Jahreskreis hindurch.

Sie haben uns Tag für Tag durch den Alltag begleitet:
In der Früh haben sie uns begrüßt, zu Mittag zum Essen gerufen und am Abend nach getaner Arbeit zum Tagesausklang geläutet.
Unsere Gemeinde haben sie auch durch schwierige Zeiten hindurch begleitet.
Heute dürfen wir sie noch einmal hören - in Frieden und Freiheit!

Herr, für all das danken wir dir!