Die wichtigsten Statuen in der Kirche

PANKRATIUS,
Märtyrer zu Rom, 12.05. - (1)

 

Vita:
Zum Leben des HI. Pankratius sind keine gesicherten Daten bekannt. Nach der legendären Passio (2) war er der Sohn eines reichen Phrygiers (heute Kleinasien). Nach dem Tod seines Vaters kam er mit einem Onkel Dionysius nach Rom, wo er von Papst Cornelius bekehrt wurde. Im Alter von 14 Jahren wurde er Opfer der Christenverfolgung. Er wurde vermutlich unter Diokletian um 304 enthauptet (andere Theorien setzen seinen Märtyrertod unter der Herrschaft Valerians um 257 an).

Kult:
Der Kult ist bereits früh weit verbreitet. Um 500 ließ Papst Symmachus über seinem Grab an der Via Aurelia eine Basilika errichten, die unter Honorius 1. (625-638) noch weiter ausgestattet wurde. Seit 1517 ist sie die Titelkirche San Pancrazio fuori le mura. Seit dem Spätmittelalter wird Pankratius zu den 14 Nothelfern gezählt.

Darstellung:
Pankratius wird stets jugendlich dargestellt; häufig trägt er ritterliche Kleidung. Dabei werden ihm allgemeine Attribute der Ritterlichkeit bzw. des Märtyrers zugeordnet (Lanze, Wimpel, Schwert, Palmzweig). Die ältesten Darstellungen stammen aus dem 12. Jahrhundert. Öfters wird er zusammen mit anderen Soldatenheiligen - z. B. Georg - abgebildet. Als szenische Darstellung findet hauptsächlich die Enthauptung Verbreitung, gelegentlich auch die Taufe durch den Papst. Ein ausführlicherer Szenenzyklus von Ch. Lehrl (um 1700) befindet sich in Ranshofen (folgende Szenen werden dargestellt: 1) Landung in Ostia; 2) Unterricht durch Papst Cornelius; 3) Empfang im päpstl. Palast; 4) Taufe; 5) Triumph -Pankratius wird von Engeln in den Himmel geführt)

Patron:
Pankratius ist Patron der Kinder, der Erstkommunikanten und der jungen Saat. Er ist der erste Eisheilige.

(1) Literatur: Wolfgang Braunfels (Hrsg.), Lexikon der christlichen lkonographie, Freiburg 1968/94; Otto Wimmer, Hartmann Melzer,
Lexikon der Namen und Heiligen, Innsbruck 1988; Traugott Bautz, Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Internet: www. bautz.de/bbkl

(2) Die Passio geht vermutl. auf das 6. Jahrhundert zurück. Pankratius findet jedoch bereits Mitte des 5. Jhs. Erwähnung.

 

FLORIAN von Lorch,
Märtyrer, 04.05 - (1)

 

Vita:
Florian soll keltischer oder illyrischer Abstammung gewesen sein und wurde in Cetium, dem heutigen Zeiselmauer (NÖ), geboren. Er war römischer Verwaltungsbeamter unter Statthalter Aquilinlus in Lauriacum (Lorch bei Enns).(2) Als um 303/304 zu Beginn der Christenverfolgung unter Diocletian 40 Christen aufgegriffen wurden, stellte er sich hinter sie und wurde ebenfalls gefangengenommen. Er wurde gemartert und mit einem Stein beschwert in die Enns gestürzt und ertränkt. Eine fromme Frau fand die Leiche, die von einem Adler bewacht worden sein soll, und begrub sie. An dieser Stelle wurde eine Kapelle und später das Augustiner Chorherrenstift St. Florian errichtet. Florians Vita wurde durch spätere Legendenbildung ausgestaltet (z. B. das Löschen eines brennenden Hauses, das die heutigen Darstellungen dominiert).

Kult:
Im 11. Jahrhundert erfolgte die Translation seiner Reliquien von St. Florian nach Rom, von dort tw. nach Krakau. Florian ist einer der volkstümlichsten Heiligen des süddeutschen Raums.

Darstellung:
In der ältesten erhaltenen Darstellung aus der Mitte des 12. Jhs. im Stift Nonnberg in Salzburg wird Florian als alter bärtiger Mann mit einem Banner wiedergegeben. Seit dem 13. Jh. dominiert die Darstellung als jungendlicher Ritter in Kettenhemd und Mantel, später mit Plattenharnisch (15. Jh.). Mit dem 18. Jh. setzt die Abbildung als römischer Soldat mit Brustpanzer und Federhelm ein. Seine Attribute sind die eines Soldaten (Schwert, Schild, Lanze - oft mit Banner) und der Mühlstein seines Martyriums. Seit Ende des 15. Jhs. ist der Wasserbottich bzw. Krug, aus dem er Wasser auf ein brennendes Gebäude schüttet, das kennzeichnende Attribut. Demgemäß wird er auch gemeinsam mit der Feuerpatronin Agatha dargestellt. Ebenso wird Florian oft zusammen mit anderen hl. Kriegern abgebildet: z.B. Georg, Sebastian, Eustachius, Mauritius oder Achatius. Es existieren ausführliche Zyklen zu Vita bzw. Legende (z.B. auf einem Altar Albrecht Altdorfers (um 1520) und bei den Deckenfresken in der Stiftskirche St. Florian von A. Gumpp u. M. Steidl, um 1690). Als Einzelszene daraus wird meist der Martertod abgebildet.

Patron:
Als „Wasserheiliger“ ist Florian zum Patron bei Wasser- und Feuersgefahren geworden, ebenso bei Berufen, die mit Feuer zu tun haben (Feuerwehr, Kaminkehrer, Schmiede, Hafner u. Seifensieder); aufgrund des Wasserfasses als Attribut auch der Bierbrauer und Böttcher. Florian ist Landespatron von Oberösterreich und von den Städten St. Florian und Krakau.

(1) Literatur: Wolfgang Braunfels (Hrsg.), Lexikon der christlichen lkonographie, Freiburg 1974; Otto Wimmer, Hartmann Melzer,
Lexikon der Namen und Heiligen, Innsbruck 1988; Traugott Bautz, Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Internet: www. bautz.de/bbkl

(2) Unverständnis der röm. Amtstitel wurde er in der späteren Legende meist als militärischer Befehlshaber bzw. Offizier bezeichnet,
weswegen er meist als Soldat dargestellt wird.

 

LEONHARD von Noblac,
Abt, 06.11. (01.03.) - (1)

 

Vita:
Die Vita des Hl. Leonhard beruht auf einer mündlichen Überlieferung um 1030, die sich in dem von ihm geründeten Kloster Noblac bei Limoges gebildet hat. Laut dieser Vita stammt der Heilige aus einem vornehmen fränkischen Geschlecht zu Zeiten des merowingischen Königs Chlodwigs. Demnach wurde er vom Erzbischof Remigius von Reims getauft und unterrichtet. In dieser Zeit besuchte er immer wieder die Gefangenen im Kerker und erreichte bei Chlodwig deren Freilassung. Als Erwachsener lehnt er die Übernahme eines Hofamtes bzw. Bistums ab und zog sich als Einsiedler in den Wald um Limoges zurück. Er predigte von seiner Zelle aus, heilte Kranke und Verkrüppelte. Bei einem Jagdausflug des Königspaares hörte Leonhard das Klagen der Königin, die plötzlich in den Wehen lag. Der König bat Leonhard, am Lager der Königin zu beten, worauf der ersehnte Sohn geboren wurde. Aus Dankbarkeit wollte der König Leonhard mit Gold überhäufen, doch der verlangte nur so viel Wald, wie er in einer Nacht auf einem Esel umreiten kann. Leonhard gründete schließlich auf diesem Stück Land das Kloster Noblac, wo er lebte und um 559 (?) starb. Wunderbare Gefangenenbefreiungen werden überliefert, wobei die Gefangenen nur den Namen Leonhards anriefen und deren Ketten abfielen.

Kult:
Der Kult des Hl. Leonhard kam gegen Ende des 11. Jhs. von Frankreich nach Deutschland, vor allem nach Bayern, wo es heute noch 50 traditionelle Wallfahrten (von ursprünglich über 150) gibt. Er entwickelte sich dabei vor allem zum Patron der Gefangenen und Schwangeren. Seit dem 16. Jh. wurde er in Bayern und den Alpenländern immer beliebter als Viehpatron. Viele der Votivgaben wurden als eiserne Viehfiguren gefertigt; am 6. November finden Pferdeumritte und Viehsegnungen statt. Wallfahrtskirchen können auch oft mit Ketten umspannt sein in Anspielung auf die Gefangenenbefreiungen. Als merowingischer Heiliger und Patron der Gefangenen spielte Leonhard zur Zeit der Kreuzzüge und der türkischen Gefangenschaft eine große Rolle.

Darstellung:
Leonhard wird schon früh als Abt, später vermehrt im Benediktinergewand mit Benediktinerkreuz, Abtsstab und Buch dargestellt. Als individuelle Attribute kamen aufgrund seiner Vita die Gefangenenketten hinzu. Ab der Mitte des 17. Jhs. kommen zuerst Kühe und dann vor allem Pferde mit auf die Darstellung. Im Spätbarock kann Leonhard auch in profaner Kleidung als Viehpatron auftreten. In Italien tritt Leonhard öfters in größeren Zusammenhängen mit anderen Heiligen auf, hingegen im Norden kann er in Darstellungen mit den 14 Nothelfern erscheinen.

Patron:
der Bauern und des Viehs, vor allem der Pferde, der Ställe, Stallknechte, Fuhrleute, Schmiede, Schlosser, Lastenträger und Böttcher, Obsthändler, Bergleute, der Wöchnerinnen, der Gefangenen; für alle Anliegen der Bauern, gute Geburt, gegen Kopfschmerzen, Geistes- und Geschlechtskrankheiten.

(1) Literatur: Hrgb. Engelbert Kirschbaum SJ, Lexikon der Christlichen lkonographie (in 8 Bänden), Rom/Freiburg/Basel/Wien 1968 (1994). Hiltgart L. Keller, Reclam Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten, Stuttgart 1968 (1996). Verlag Traugott Bautz, Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon;
Internet: wwwbautzde

 

BARBARA von Nikodemien,
Jungfrau, 04.12. - (1)

 

Vita:
Vom Leben Barbaras ist historisch kaum etwas belegt. Vermutlich lebte sie als Tochter des reichen Heiden Dioskurus im 3. Jh. in Nikomedien. Dafür berichten Legenden umso ausführlicher: In einem Brief richtete sie ihre Fragen an Origines (185-254), dem gelehrten Weisen von Alexandria. Durch einen Trick (Barbara gibt ihn als Arzt aus) wird es ihr vom Vater erlaubt, ihn zu empfangen. Über die Erlangung ihrer Taufe gibt es drei verschiedene legendäre Fassungen. Es gibt Berichte über eine Taufe durch Origenes bzw. durch eine Erscheinung Johannes d. Täufers. Zum dritten wird erzählt, dass sie den Vater um den Bau eines Bades bat, wo sie drei statt wie angeordnet zwei Fenster (Zeichen der Dreieinigkeit) anbringen ließ und in den feuchten Putz ein Kreuz drückte, danach empfängt sie die Taufe. Ihr Vater will sie daraufhin erschlagen. Barbara entflieht aber durch einen sich auf
wunderbare Weise öffnenden Felsen. Ein Hirte verrät sie und Barbara wird vom Vater an den Haaren gefesselt zum Statthalter Marcianus geschleppt, der sie mehrfach martern läßt (Geißelung, Abschneiden der Brüste, Verbrennen, Schlagen). Schließlich enthauptet sie ihr Vater, der kurz danach von einem Blitz erschlagen wird. Vor ihrem Tod betet Barbara noch für alle, die der Passion Christi und ihres Martyriums gedenken und bittet für diese um Schonung vor Pest, Tod und dem Gericht Gottes.

Kult:
Ihr Kult entstand im Osten und wurde um 1000 durch die Translation der Reliquien nach Venedig (5. Marco) und Torcello (Kloster 5. Giovanni Ev.) im Abendland populär. Besondere Verehrung erfährt sie als Patronin der Sterbenden, bereits im 15. Jh. gehört sie zu den 14 Nothelfern als deren Beistand. Sie wird außerdem gegen Unwetter und Feuersgefahr angerufen und ist Beschützerin der Festungen u. Türme und Patronin der Bergleute, Glöckner, Architekten, Baumeister, Maurer und Artilleristen. Gemeinsam mit Margareta und Katharina (,3 hI. MadI‘n‘) wird sie als Bauernpatronin verehrt.

Darstellungen:
B. wird als vornehmes Mädchen mit Kleid und Mantel, oftmals der Zeitmode angepasst, dargestellt. Der Legende entsprechend ist ihr wichtigstes individuelles Attribut der Turm mit seinen drei Fenstern (Trinität), weiters wird sie mit Kelch - mit oder ohne Hostie (Nothelferin in der Sterbestunde) - und als Hinweis auf ihr Martyrium mit Schwert oder Fackel gezeigt. Selten ist sie mit ihrem Vater zu Füßen als Sinnbild des Sieges über das Heidentum (2) und mit Straußenfeder (der Legende nach sollen sich bei ihrer Geißelung die Geißeln in Federn verwandelt haben) abgebildet. Oft wird sie in Gruppen dargestellt, besonders als Mitglied der ‚Quattuor virgines capitales‘ (mit Margareta, Katharina u. Dorothea). Ausführliche Zyklen illustrieren ihre reiche Legende.

(1) Literatur: Kirschbaum, E., Braunfels, W. u.a. (Hrsg.): Lexikon der christlichen lkonographie, 8 Bde, Freiburg 1968-1976 Keller, H. L.:
Reclams Lexikon der Heiligen und biblischen Gestalten, Stuttgart 1987, Wimmer, 0.: Kennzeichen und Attribute der Heiligen, Innsbruck 2000

(2) Z.B. Statue am Bischofstor (Brautpforte) des Wiener Stephansdoms, um 1370.

 

NIKOLAUS von Myra,
Bischof, 06.12. - (1)

 

Vita:
Die historische Persönlichkeit wird völlig von reicher Legendenbildung überlagert. Zum Teil werden auch Züge von anderen Personen des 6. Jhs. für die Vita herangezogen (2). Historisch belegbar ist, dass Nikolaus von seinem Onkel Nikolaus d. Ä., der Bischof in Myra war, zum Priester geweiht wurde. Dieser setzte ihn auch als Abt in einem Kloster ein. Nach dem Tod des Onkels pilgerte Nikolaus ins Hl. Land und wurde nach seiner Rückkehr vom Volk als Bischof ausgerufen. In der letzten Christenverfolgung unter Galerlus wurde er um 310 eingekerkert. 325 verteidigte er auf dem Konzil von Nicäa die Wesensgleichheit der 3 göttlichen Personen. Im Alter von 65 Jahren starb er an einem Freitag, dem 6. 12. vermutlich des Jahres 345 bzw. 351.

Kult:
Im Osten ist der Kult ab dem 6. Jh. nachzuweisen. Ab dem 9. Jh. begann die Verehrung in Unteritalien und Rom - später gefördert durch die aus Byzanz stammende Kaiserin Theophanu (Gemahlin Ottos II.) auch in Deutschland. Spätestens seit der Translation der Gebeine nach Bari 1087 breitete sich der Kult im ganzen Abendland aus. Seit dem Spätmittelalter gehört Nikolaus zu den 14 Nothelfern, zu dieser Zeit waren ihm im Abendland bereits mehr als 2000 Kirchen geweiht.

Darstellung:
Bis ins 14. Jh. erscheint Nikolaus als Bischof in pontifikalem Ornat (mit Buch, gelegentl. Mitra bzw. Stab), wobei die Darstellungen unter byzantinischem Einfluß stehen. Die zahlreichen Legenden ermöglichen zahlreiche individuelle Attribute: am häufigsten sind das 3 goldene Kugeln oder Geldbeutel (mit denen er die ehrhafte Verheiratung 3er Jungfrauen ermöglichte), gelegentlich auch 3 Brote (Rettung vor einer Hungersnot). Oft sind das auch 3 Kinder/Knaben, die fallweise in einem Bottich stehen (3). In weiteren Szenen der Legende rettet er u. a. ein Schiff aus Seenot, befreit drei Verurteilte, veranlaßt Diebe das Gestohlene zurückzugeben, erweckt ein Kleinkind
u.s.w. Nikolauszyklen sind weit verbreitet, auf Glasfenstern (z. B. Chartres, 13. Jh.), Wandmalereien (z. B. Prag, Nikolauskirche, 1760) u. Altären.

Patron:
Aufgrund der zahlreichen Legenden entstanden viele Patronate, so z.B. der Richter, Notare, der Reisenden und Pilger, der Kinder, Schüler, Kaufleute und Tuchmacher; ebenso der Fähr- und Seeleute ... Er ist Patron für die Befreiung Gefangener und für die Wiedererlangung gestohlener Sachen.

(1) Literatur: Wolfgang Braunfels (Hrsg.), Lexikon der christlichen lkonographie, Freiburg 1974; Otto Wimmer, Hartmann Melzer,
Lexikon der Namen und Heiligen, Innsbruck 1988; Traugott Bautz, Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Internet: www. bautzde/bbkl:

(2) Die Vita wird mit Motiven von der historisch nachweisbaren Person des Abtes Nikolaus vom Sionskloster verknüpft,
der später Bischof von Pinara bei Myra war und 564 starb.

(3) Nach der Legende wurden 3 Schüler von einem Wirt geschlachtet und gepökelt, Nikolaus erweckt sie zum Leben. (Ev. hat sich diese Szene aus der legenderen Befreiung von 3 Offizieren entwickelt, indem der Kerkerturm früherer Darstellungen als Fass missverstanden wurde.


 Text: (c)opyright bei Erzdiözese Wien, Referat für kirchliche Kunst und Denkmalpflege, erstellt durch Hrn. Mag. Peter Aichinger-Rosenberger im Jahr 2001
Fotos: (c)opyright bei Fr. Bürkle Waltraud